Geschichte

Die andere Jugend – Außenseiter des DDR-Systems


Jürgen Vogel, heute Beamter im Landratsamt Saalfeld, ehemals Tramper. Walter Schilling, Pfarrer im Ruhestand, etablierte die offene Arbeit in der Rudolstädter Kirchgemeinde. Thomas Grund, Streetworker in Jena, fand früher in der JG Stadtmitte Gleichgesinnte. Heute kümmert er sich selbst um Jugendliche. Holm Kirsten, Historiker in der Gedenkstätte Buchenwald, saß als 18-jähriger Punker im Knast. Alle vier stehen exemplarisch für die andere Jugendkultur, die sich neben den offiziellen, von der Freien Deutschen Jugend vorgegebenen Möglichkeiten, entwickelt hat. Menschen, die als Jugendliche in den 70er und 80er Jahren ihre Träume ausleben wollten und dabei an die Grenzen des DDR-Systems stießen. Der Staat nahm von diesen Szenen offiziell keine Notiz. Sie wurden totgeschwiegen. In der sozialistischen Gesellschaft war kein Platz für Außenseiter. Doch inoffiziell galt dem Phänomen große Aufmerksamkeit. Mit allen Mitteln wurde versucht, die Bewegung einzudämmen, aufzulösen oder zu integrieren. Die Stasi-Akten wurden dicker und dicker.

Der Film beleuchtet die Vielfalt, die Breite und das Lebensgefühl dieser Jugendkulturen – gerade in Thüringen. Die Protagonisten erzählen ihre Lebensgeschichte, die den Wandel und die ständige Veränderung der verschiedenen Szenen in der DDR begreifbar werden lassen. Jeder schildert ganz persönlich, wie er die Zeit erlebt hat, warum er sich anderen Jugendgruppen zuwandte; welches Lebensgefühl ihn prägte und welche Ideale er hatte. Chronologisch, vom Anfang der 70er Jahre über das Ende der DDR 1989 bis in die Gegenwart. Und sie erklären auch, was aus ihren Träumen, ihren Lebenseinstellungen geworden ist. Inzwischen sind die Jugendlichen von damals weit über 40 Jahre. Die DDR ist vor 15 Jahren untergegangen. Zeit für eine Bilanz. (Text: Phoenix)

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