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Kritik der Volkswirtschaftslehre bei Marx & Adorno – Ein Vortrag von Hans-Georg Backhaus (2012)


Sowohl die traditionellen Marxisten als auch die akademischen Marx-Kritiker haben den Untertitel des Marxschen Hauptwerkes – Kritik der politischen Ökonomie – ignoriert: Während sich die einen im gekonnten Überblättern von mystisch und okkult verschrienen Passagen üben, die nur etwas für Philosophen seien (Bebel), wurde von den anderen behauptet, der „alles andere als schlechte Ökonom“ und „Historiker“ Marx habe mit seinem Kapital die Volkswirtschaftslehre als „positive Wissenschaft“ um eine weitere Lehrmeinung bloß ergänzt.

Beiden Parteien blieb und bleibt so verborgen, was der Kritischen Theorie Adornos offenkundig ist: Dass die Kritik der politischen Ökonomie nämlich ein radikales und umfassendes Unterfangen ist, dem es darum geht, aus der Analyse solcher Kategorien wie Tausch und Warenform und deren immanenter Widersprüchlichkeit zur kritischen Darstellung des Kapitals als Gesamtprozess, d.h. als falsche und daher abzuschaffende gesellschaftliche Totalität, zu gelangen und schlussendlich darzutun, wie wenig der Begriff, den die bürgerliche Gesellschaft von sich selbst hegt, der Realität entspricht.

Der Vortrag wird jenes umfassende Unterfangen zum Gegenstand haben, von dem eingangs die Rede war.

Hans-Georg Backhaus, Mitbegründer der Neuen Marx-Lektüre, setzte sich schon zu Beginn der 1960er Jahre als Student bei Adorno intensiv mit der Marxschen Werttheorie auseinander. Seitdem hat er mehrere umfangreiche Aufsätze zur Marxschen Ökonomiekritik veröffentlicht, von denen die meisten in dem Band Dialektik der Wertform (ça ira Verlag) enthalten sind. In Kürze erscheint bei ça ira eine weitere Aufsatzsammlung unter dem Titel Marx, Adorno und die Kritik der Volkswirtschaftslehre.

Text & Quelle: https://associationpdt.wordpress.com/2012/12/31/vortrag-am-23-01/

„Die Analyse der logischen Struktur der Wertform ist nicht zu trennen von der Analyse ihres historisch-sozialen Gehalts. Die klassische Arbeitswerttheorie stellt aber nicht die Frage nach der historisch-sozialen Beschaffenheit jener Arbeit, die sich als »wertbildende« darstellt. Die Umsetzung der Arbeit in eine ihr fremde Form wird nicht reflektiert: »Die Arbeitszeit stellt sich sofort bei Franklin ökonomistisch einseitig als Maß der Werte dar. Die Verwandlung der wirklichen Produkte in Tauschwerte versteht sich von selbst«. (13/42) Die von Marx gerügte »ökonomistische Einseitigkeit« besteht also darin, daß die Ökonomie als separater Zweig der wissenschaftlichen Arbeitsteilung auf der Ebene bereits konstituierter ökonomischer Gegenstände operiert. »Die politische Ökonomie hat (…) zwar, wenn auch unvollkommen, Wert und Wertgröße analysiert und den in diesen Formen versteckten Inhalt entdeckt. Sie hat niemals auch nur die Frage gestellt, warum dieser Inhalt jene Form annimmt, warum sich also die Arbeit im Wert (…) des Arbeitsprodukts darstellt?«“

Hans-Georg Backhaus, Zur Dialektik der Wertform

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