Armut

Echtzeit des Kapitals, Panik des Souveräns. Über die Zukunft der Krise – Vortrag v. Joachim Bruhn (2010)


Daß das Geld des Staates nichts taugt gegen die Krise des Kapitals, ist unmittelbar einsichtig: Wie sollte denn auch jenes Geld,das der Staat allein zu spendieren vermag, das Geld als Zahlungs- und Zirkulationsmittel, die Krise der Geldform des Kapitals zu therapieren vermögen? Was der Staat im Zuge des famosen „deficit spending“ in diesem sog. „keynesianischen Moment“ schöpft, d.h.: was seine Bundesbank aus dem Nichts erst erfindet und dann druckt, ist ja keineswegs Kapital, das zu einer irgend qualifizierten Profitrate zu akkumulieren vermöchte, sondern hat einzig die Qualität einer Anweisung, eines Rationierungs- oder auch Zuteilungsbescheids auf eine warenförmigen Gebrauchswert. Nicht nur jedoch, daß der Staat systematisch unter dem Niveau der Krise des Kapitals agiert; wenn er denn kommt und interveniert, kann er immer nur zu spät kommen.

Die Echtzeit der kapitalen Vergesellschaftung ist der Aktion des Souveräns, zumindest des parlamentarisch verfassten, notwendig voraus. Das Kapital agiert in der Zukunft, der Staat noch nicht einmal in der Gegenwart. Der Staat kann das Kapital nicht einholen; er kann es nur überholen, indem er den Ausnahmezustand verkündet, d.h. wenn er die Unmittelbarkeit der Geltung des Geldes als Kapital mit souveräner Gewalt zu verfügen sucht. So folgt aus der Zusammenbruchskrise notwendig der Ausnahmezustand: im Interesse des sog. „Gemeinwohls“ emanzipiert sich der Souverän und setzt sich als autoritäres Kommando. In letzter Instanz erfolgt die „Deckung“ der Währung durch das Gewaltmonopol auf Leben und Tod.

Text & Quelle: https://audioarchiv.wordpress.com/2011/01/26/wie-scheisse-ist-deutschland/

Hinterlasse einen Kommentar